Es muss nicht immer die Memphis Belle sein …

Geschichte

Die Boeing B-17 ist der wohl bekannteste schwere Bomber, den die USA im Zweiten Weltkrieg eingesetzt hat. Markanteste Merkmale der B-17 waren die schwere Bewaffnung, hohe Bombenlast, sowie die extrem robuste Bauweise, die es der B-17 erlaubte, selbst mit schwersten Beschädigungen oft noch flugfähig zu bleiben.

Es wurden insgesamt 12731 Maschinen hergestellt, von der in diesem Bausatz dargestellten G Version mit dem markanten drehbaren Kinnturm wurden alleine 8680 Maschinen in den Werken von Boeing selbst, sowie den Lizenznehmern Douglas und Lockheed.

Der Bausatz

Die Formen des Bausatzes stammen aus dem Jahr 2010 und wurden für diesen Bausatz neu hergestellt, es handelt sich also um kein Reboxing eines bereits vorher erhältlichen Modells eines anderen Herstellers.

In der Revell-typischen blauen Schüttbox befinden sich 177 Bauteile aus silbernem Plastik in insgesamt 9 Rahmen, plus 30 durchsichtige Teile, eine DinA-4 in schwarz-weiß mit sehr ausführlicher Bemalungsanleitung für die beiden darstellbaren Maschinen, sowie ein umfangreicher Decalbogen mit fast 100 Markierungen und Stencils, für ein 1/72 Modell eine wirklich hohe Zahl, wie immer bei neuen Revell Modellen in Italien gedruckt und perfekt im Register gedruckt und auch nicht zu dick.

Der Bausatz selbst ist ebenfalls erstklassig: Es gibt keinerlei Grate oder Sinkstellen und fast alle Auswerfermarken sind an nicht sichtbaren Stellen oder gleich an den Gussästen angebracht. Alle Klarsichtteile sind zwar nicht ultra-dünn, da hat man bei anderen Herstellern schon filigraneres gesehen, aber schlierenfrei und gut durchsichtig. Selbstverständlich sind alle Blechstöße versenkt dargestellt, aber das hätte ich für einen so neuen Bausatz auch nicht anders erwartet.

Die Detaillierung ist dabei für ein 1/72 Modell wirklich außergewöhnlich. Das fängt an beim Bombenschacht mit seiner Beladung, die Innenseiten des Rumpfs mit den Besatzungsquartieren, die durchgehend strukturiert sind, geht weiter über die detaillierten Motoren und endet beim detailreichen Fahrwerk und den Klappen und Steuerrudern, die in verschiedenen Stellungen positioniert werden können. Auch der Kinnturm ist beweglich und sogar kleinere Details, wie Gurte bei Maschinengewehren oder Sitzgurte auf den Sitzen im Cockpit sind zu sehen.

Ob die Originaltreue von gleicher Klasse wie die Detaillierung ist, vermag ich selbst nicht in jedem kleinsten Detail zu beurteilen, hier verweise ich der Einfachheit halber auf bereits geführte Diskussionen in einschlägigen Foren über Dinge wie z.B. die korrekte Dicke des Tragflächenprofils. Für mich sieht es aus wie eine ziemlich korrekte B-17G, das abschließende Urteil überlasse ich hier den „Nietenzählern“ unter den Modellbauern.

Darstellbare Maschine

Mit den beiliegenden Decals sind die beiden folgenden Maschinen darstellbar:

  1. Boeing B-17G35-VE Flying Fortress, US Army Air Forces
    324 BS, 91 BG, 1 CW, 1 AD, 8 AF 42-97880 / DF-F / Little Miss Mischief
    Bassingbourn Cambridgeshire | Februar 1945.
  2. Boeing B-17G30-BO Flying Fortress, US Army Air Forces
    323 BS, 91 BG, 1 CW, 1 AD, 8 AF 42-31909 / OR-R / Nine O‘ Nine
    Bassingbourn Cambridgeshire | April 1945.

Wenn man an die B-17 denkt, hat wahrscheinlich fast jeder als erstes die ‚Memphis Belle‘ vor Augen, aber es gibt unter den tausenden anderen B-17, die im Krieg geflogen sind, noch viele andere interessante Maschinen und mit ‚Little Miss Mischief‘ hat Revell dabei eine wirklich interessante Auswahl getroffen, die zu dem auch auf dem Karton abgebildeten ungewöhnlichen Erscheinungsbild geführt hat:

Bei einem Einsatz gegen Köln am 15.10.1944 hatte die ursprüngliche Maschine derart viele Flaktreffer erhalten, dass der Rumpf nicht mehr wirklich repariert werden konnte. Stattdessen hat man das Hinterteil einer zweiten, ebenfalls nicht mehr flugfähigen Maschine, hergenommen und sozusagen aus zwei Wracks wieder eine einsatzfähige Maschine gemacht. Und da es im Krieg nicht darum geht, Schönheitspreise zu gewinnen, hat man die existierenden Lackierungen gelassen wie sie sind und heraus kam eine B-17G, die vorne silbern und hinten olivgrün ist.

Fazit & Zusammenfassung

  • Hersteller: Revell
  • Bausatz-Nummer: 04283
  • Maßstab: 1:72
  • Kategorie: Bausatz
  • Inhalt: 9 Rahmen mit 177 Teilen, 1 Rahmen mit 30 Klarsichtteilen, Decalbogen, 1 DinA4 Bauanleitung

Für ca. 25 Euro Straßenpreis bekommt man hier einen wirklich tollen Bausatz in 1:72 mit vielen Details und umfangreichem Decalbogen, mit dem man schon OOB ein wirklich gutes Modell bauen kann. Die beiden baubaren Maschinen sind beide durchaus interessant und zeigen, dass es nicht immer die ‚Memphis Belle‘ sein muss, wenn man an die B-17 denkt.

Aufgrund der hohen Teileanzahl, vielen kleinen Details und auch der unterschiedlichen Variantionen, die an einigen Stellen möglich sind, ist der Bausatz wohl eher für den Fortgeschrittenen Modellbauer zu empfehlen.