zoukei-moura-ho-229-boxartDie noch recht junge japanische Firma Zoukei Mura ist mit einer ganz eigenen Philosophie und einem recht hohen Anspruch angetreten, den Modellbaumarkt zu verändern. Was liegt also näher, als einmal zu schauen, ob sie den recht markigen Worte auf der eigenen Webseite von der „Geburt eines wahren Modellbauers“, der „mit seinen Kunden eine Modellbauwelt erschaffen will, die bis jetzt noch nicht existiert hat“, dann auch Taten folgen lassen und wie sie das ganze in der Realität dann im Maßstab 1:48 umsetzen.

Natürlich ist es das Ziel eines jeden Firma, möglichst detailreiche und originalgetreue Modelle zu erschaffen, je nach Hersteller und Maßstab, wird dieses dann mal mehr, mal weniger umgesetzt, Zoukei Mura treibt dieses aber durch extreme Detaillierung und Authentizität auf die Spitze, was dann soweit geht, dass auch Details korrekt umgesetzt werden, die beim gebauten Modell dann gar nicht mehr zu sehen sind.

Vorgenommen haben wir uns deswegen das neueste Modell von Zoukei Muras Super Wing Series in 1:48, um diesen Bausatz vor allem auf zwei Dinge zu überprüfen: Wie schlägt sich das Modell gemessen an Zoukei Muras hohen Ansprüchen und wie ist die Verkleinerung des Bausatzes gelungen, der ursprünglich im Herbst 2014 im Maßstab 1:32 erschienen ist oder muss man bei den Details deswegen Abstriche machen.

Geschichte

Die Brüder Reimar und Walter Horten verschrieben sich bereits während der frühen 30er Jahren dem Bau von Nurflügelflugzeugen, zuerst vor allem als Segelflugzeuge. Als Hermann Göring im Jahr 1943 das sogenannte „3×1000 Projekt“ für Leichte Bomber ins Leben rief (1000kg Nutzlast mit 1000 km/h bei mindestens 1000km Reichweite), waren das zuerst als Ho IX bezeichnete Nurflügelflugzeug der Horten-Brüder das einzige, das diese Anforderungen auch schaffen konnte, da konventionelle Bomber-Designs entweder deutlich zu langsam waren oder, wenn schnell genug, aufgrund der „spritfressenden“ Strahltriebwerke eine viel zu geringe Reichweite hatten.

Hermann Göring war allein schon vom Entwurf des Flugzeugs so begeistert, dass er direkt einen Bauauftrag über 40 Maschinen erteilte, der an die Firma Gothaer Waggonfabrik vergeben wurde. Die Entwicklung lief dann teilweise parallel bei Horten und bei Gotha, aufgrund der sich rasch verschlechternden Kriegslage wurde die Ho 229 noch ins Jäger Notprogramm aufgenommen, es kam aber nur noch zum Bau mehrerer Prototypen, die eine kleine Anzahl an Testflügen durchführten. Bis heute hat mit der V3 nur einer der drei komplett fertiggestellten Prototypen überlebt, der als Kriegsbeute in die USA gelangt ist und dort nach Jahrzehnten der Einlagerung momentan im Steven F. Udvar-Hazy Center des Smithsonian National Air and Space Museums restauriert wird.

Um die Ho 229 und ihre Fähigkeiten ranken sich einige Gerüchte und sie war am Kriegsende auch noch deutlich von der Einsatzreife entfernt, man wird also nie mit Gewissheit sagen können, wie sie sich im Einsatz geschlagen im Vergleich mit konventionelleren Flugzeugen geschlagen hätte. Aber schon alleine der Anachronismus aus futuristischem Äußeren bei gleichzeitiger Verwendung von einfachsten Materialien, der Rumpf bestand z.B. aus einem einfachen Gitterrohr-Rahmen mit Sperrholzbeplankung, verleiht der Maschine auch heute noch eine Gewisse Faszination.

Der Bausatz

Der stabile und ziemlich prall gefüllte Karton ziert auf der Vorderseite eine Zeichnung einer Ho 229, die von einer brennenden B-17 abdreht. Der eigentliche Bausatz besteht aus insgesamt 198 Teilen auf 13 Rahmen, davon insgesamt 4 Rahmen mit transparenten Teilen. Der Decalbogen und eine durchdachte und ziemlich ausführliche Anleitung komplettieren den Bausatz. Die Anleitung ist leider nicht wie beim 1/32 Bausatz in Stile eines Ho 229 Handbuchs gehalten, das fand ich persönlich ganz nett, sondern eher im konventionellen Anleitungsstil und auch „nur“ in schwarz-weiß. Beim Inhalt gibt es dann aber wie gewohnt nichts auszusetzen, sie ist sehr übersichtlich und detailliert, was aber aufgrund der vielen Teile und Details auch nötig ist. Genaues Studium der Anleitung ist bei diesem Bausatz Pflicht. Gleiches gilt natürlich auch für die Korrekturblätter!

Sämtliche Rahmen weisen, wie nicht anders zu erwarten, eine sehr hohe Fertigungsqualität auf. Auch die kleinsten Bauteile mit vielen Details sind sauber ausgeformt, ohne Grate, Gießfehler oder Fischhaut. Die Angüsse sind zwar nicht besonders stark, dafür aber recht zahlreich, was bei den vielen sehr dünnen Teilen, gerade beim Rahmen, auch Sinn macht. Man muss dann allerdings extra Sorgfalt beim Heraustrennen der Teile aus den Rahmen an den Tag legen.

Das Herunterskalieren auf 1:48 hat dem Bausatz auf jeden Fall nicht geschadet. Natürlich gibt es aufgrund dieser Tatsache einiges an Vereinfachungen gegenüber dem „großen Bruder“ in 1:32, aber trotzdem ist die hohe Detaillierung, sozusagen das Markenzeichen von Zoukei Mura, noch vorhanden und deutlich höher als bei vergleichbaren Bausätzen anderer Firmen. Als Highlight ist bei er Ho 229 wohl das Rahmengerüst zu nennen, dass wie beim Original vorhanden ist und inklusive Details wie den Treibstofftanks gebaut werden muss, obwohl all diese Details im fertigen lackierten Modell dann später nicht mehr zu sehen sein werden. Auch der unglaublich detaillierte Antrieb und das Cockpit suchen in 1:48 sicherlich ihres gleichen. Die Triebwerksabdeckungen können weggelassen werden, was bei den tollen Jumo 004 Aggregaten auch Sinn macht. Es sind auch Teile vorhanden, um ein Wartungsgestell für die Triebwerke zu bauen, was auch eine schöne Option für ein Diorama ist.

Eine Besonderheit dieses Bausatzes ist dabei, dass nicht nur die Cockpithaube und etwaige andere Fenster und Leuchten transparent dargestellt sind, sondern auch die Rumpfteile. So kann man dem Betrachter dann doch noch das Meisterwerk des inneren Aufbaus präsentieren, auch wenn man nicht die Maschine im Rohbau-Zustand darstellen möchte. Die Rumpfhälften sind dabei etwas rau und milchig, was aber kein Fehler darstellt, sondern der Tatsache geschuldet ist, dass die raue Oberfläche für die Lackierung von Vorteil ist, da die Farbe besser haftet. Evtl. kann man hier aber mit vorsichtigem Polieren oder einer Schicht Future für mehr Durchblick sorgen. Das habe ich aber selbst noch nicht probiert. Die meisten Modellbauer werden aber sicherlich eh eine Lackierung des Rumpfes vorziehen.

Trotz der hohen Anzahl an Teilen und der auch in 1:48 hohen Detaillierung und Originaltreue gibt es von Zoukei Mura auch noch weitere optionale Aufrüstteile, wie belastete Räder aus Resin, Metallteile für Maschinenkanonen und Staudruckrohr oder Photoätzteile, um das Cockpit noch weiter zu detaillieren und für die Luftbremsen. Aber auch ohne all diese Teile, die den schon nicht besonders niedrigen Preis des Bausatzes noch weiter in die Höhe schnellen lassen, lässt sich OOB ein tolles Modell bauen!

Darstellbare Maschinen

Da die Ho 229 nie über das Prototypenstadium herausgekommen ist, gibt es keine wirklichen Vorbilder für Einsatzmaschinen. Zoukei Mura hat sich deswegen bei den Decals für drei verschiedene fiktive Maschinen entschieden:

  • Horten Ho 229, Jagdverband 44 (fiktive Einsatzmaschine)
  • Horten Ho 229, JG 301 (fiktive Einsatzmaschine)
  • Horten Ho 229, JG 7 (fiktive Einsatzmaschine)

Zusammenfassung & Fazit:

  • Hersteller: Zoukei Mura
  • Bausatz-Nummer: SWS 48-03
  • Maßstab: 1:48
  • Kategorie: Bausatz
  • Inhalt: 13 Rahmen mit 198 Teilen, Decalbogen, Bauanleitung, Korrekturen

Zoukei Muras Philosophie der extremen Detaillierung trifft sicher nicht den Geschmack jedes Modellbauers und ich kann Kritik daran, unglaublichen Aufwand beim Bau zu betreiben, für Teile, die man dann später nicht mehr sieht, durchaus nachvollziehen. Trotzdem das für einige sicher weniger manchmal mehr ist, ist die Ho 229 für mich ein wirklich tolles Modell und das wohl detaillierteste, was mir im Maßstab 1:48 bisher untergekommen ist.

Der Bau ist dabei eine wirkliche Herausforderung, gerade für Leute wie mich, die manchmal unter Anfällen von Ungeduld leiden 🙂 Für den fortgeschrittenen Modellbauer aber unbedingt zu empfehlen! Für Anfänger oder Grobmotoriker wohl nur bedingt.